Zurückhaltende Leere, Transparenzen, monochrome Schlichtheit zum einen. Grelle, laute Präsenz, Dichte und Direktheit zum anderen.
Das verbindende Raumelement mag erst auf den zweiten Blick ins Auge fallen: Dünne Kupferrohre dienen mal als Stütze oder Aufhängung, mal wurde ein Stück als funktionslose Beifügung neben eine künstlerische Arbeit gesetzt. Sie dienen dem suchenden Blick durch den Raum als wiedererkennbare Fixpunkte und durchgehende Struktur.
Ein weiteres Verbindungselement bilden malerische Spuren an verschiedenen Wandstellen zwischen den Kunstwerken. Sie sind Relikte einer Aktion, in der zuvor instruierte Performer zahlreiche Handlungen ausführten, die teils auf ein erkennbares Ziel angelegt waren, teils reiner Selbstzweck zu sein schienen. Handelte es sich dabei um ein gemeinschaftliches Arbeitssystem zur Erzeugung von Malereien auf Wänden und Objekten, oder um eine zeitlich gebundene Choreographie, von der doch nur Rückstände zu sehen sind?
Ähnlich offen bleibt das titelgebende Gedicht der Ausstellung, welches unter allen Teilnehmern nacheinander weiter versandt und anonym so modifiziert wurde, dass der Anteil des Einzelnen schlussendlich nicht mehr identifizierbar ist.
Inhaltlich besagt das aus diesem Prozess entstandene Textfragment alles und nichts. Dafür kann es als performative Antwort gelesen werden auf Fragen nach einer singulären oder kollektiven Autorschaft, nach einer festgelegten Struktur oder gruppendynamischer Willkür, nach Diskrepanz oder Einheit einer Gruppenausstellung, wenn es kein gemeinsames Thema gibt.
Mit Arbeiten von Raphael Aumann, Tilman Berrer, Judith Crasser, Christopher Gerberding, Jan Gerngroß, Mia Gilbert, Kolja Gollub, Alicia Haas, Hannah Hofferberth, Tarik Kentouche, Sascha Kregel, Daniel Kuge, Lorenz Liebig, Elisabeth Lieder, Xaert Pretorius, Stella von Rohden, David Jonas Schoeneberg, Malte Taffner, Till Terschüren und George Wills.
Fotos: Malte Taffner