Texte

open studio 2022 Einführung in meine Arbeit aus den letzten 2 Jahren für Freunde, Familie und KollegInnen

Verrücktheit


Das wird KünstlerInnen nachgesagt und hat auch mich auf verschiedenste Weise und mit den

unterschiedlichsten Bedeutungen geehrt oder kritisiert.

Verrücktheit bedeutet, nicht den gesellschaftlichen Normen zu entsprechen.

Und nein! das tut Kunst nicht.  Kunst ist Wandel und Kunst ist Widerstand.

Es reflektiert ein Bild des Lebens, das gerade möglich ist und nimmt das Unmögliche mit.

Als Bildhauerin sich mit der Malerei zu beschäftigen war ein persönlicher, revolutionärer Akt.

Nicht weil die Malerei mehrmals für tot erklärt wurde, sondern weil sie als Untote die meist
 
proklamierte Version von Kunst war, mit der man erfolgreich werden würde.

Nicht das ich das nicht wollte- aber nicht um jeden Preis nicht um den Verlustes der

Multidimensionalität!

Die Leerstelle musste ausgefüllt werden.

Da kam Corona und nun gab es nur noch Augen zu sehen. Anstatt sich über das Verdeckte zu

ärgern, war es wie ein erzwungener Fokus. Gesichter sahen auf einmal anders aus.

Das Lächeln war durch die Lachfalten an den Augen, nun schnell als echt oder unecht erkennbar.

Die Beschäftigung mit der Wahrnehmung hat für mich nun mehrere Bedeutungen.

Wie gehen wir mit Sehgewohnheiten um. Was ist als Kunst erkennbar und welche Attribute sollten

da erfüllt sein?

Die Leerstelle ist ver-rückt. Im literarischen Sinne.

Die Idee, sich lange mit der Form des Auges- dem Muster von Wahrnehmung zu beschäftigen

ist zum Bildinhalt geworden. Und dann wurden die Bilder politisch. Auch sie wurden umrundet wie

man eine Skulptur umrunden kann. So wie wir alle immer in einem

bestimmten Context auch neue Facette zeigen können, haben auch die verschiedenen Bilder eine
 
besondere Beziehung zu ihren Rahmen. Diese ergeben sich auf experimentelle Weise aus dem

Entstehungsprozess und greifen manchmal zu ihren Nachbarinnen.

So entsteht auch ein Geflecht untereinander, ein Netz, dass alles miteinander verbindet,

 mit Leerstellen, die man auch als Zugänge beschreiben kann und man entdecken kann.


Gedanken zur künstlerischen Praxis

Durch die Suche nach Entgrenzungen der Kunst, wird die Möglichkeit einer mehrdimensionalen Wahrnehmung der künstlerischen Praxis auf ihre Umsetzung erprobt.

Künstlerische Outputs zeigen sich im prozessorientiertem Ergebnis im Spannungsfeld zwischen Vorraussetzungen und Bedingungen des ästhetischen und sozialökonomischen Erscheinungsbild und erschaffenen Freiheiten durch Loslösung eben dieser. 


Ein Ziel meiner Arbeit ist ein Versuch zur Beteiligung an der Umwelt und Initiation zu ihrer Gestaltung durch Austausch. Ich biete Situationen und räumliche Eingriffe an, die zu Resonanz und neuen Reflexionsmöglichkeiten führen können. Dabei geht es im Besonderen um Ursprüngliches auf dem Weg zum Gemachten; Rohmaterialien auf dem Weg zu einem Produkt; das Divergieren von „Schon-Da-Gewesenem“ zu Anknüpfungspunkten in z.B. zeitlichen Dimensionen, welche sich durch einen offenen 

Ausstellungscharakter und nichtchronologischen und inhaltlich choreografierten 

Konstellationen dem Betrachter zeigen. 


Ist es möglich, mit Oberflächen und Narrationen eines vorgefundenen Raumes so 

präzise zu arbeiten, dass die Differenz von Vorgefundenem und Hinzugefügtem 

fruchtbar wird?

Und kann die Behauptung von poetisierten Zusammenhängen zu Irritationen und 

neuen Bedeutungszusammenhängen führen?

Inwiefern verändern Dimensionsverschiebungen im und vom sozialem Raum, 

Wahrnehmung und persönliche Teilhabe?


Der Raum als Modell und Gedankenexperimet: Meine Annäherung an einen Raum 

beginnt mit seiner Vermessung durch standardisierter Gegenstände und Tätigkeiten 

(z.B. Alltags- und Sportgegenstände, Reinigung, Tanz) Die in unserem Alltag 

geläufigen Gegenstände und Handlungen ermöglichen somit dem Betrachter einen persönlichen Zugang. Neben klassischen künstlerische Verfahren wie Stapeln, Schmeißen, Schweißen und Durchbrechen, sind Prozesse des Anbietens,

 Preisgebend und Spurenhinterlassene, verneinen, beglückwünschen nicht nur 

Resultat sondern auch Nebenerzeugnisse die sich der physischen Präsenz verweigern als auch künstlerische Umschreibungen verlangen.

So entstehen Zwischenräume, hybride Räume und veränderte Momente die durch 

offengelegte Kräfteverhältnisse besondere Aufmerksamkeit erfahren.



Die konkreten Form, deren Konturen vor dem Hintergrund verschiedener Ausstellungstraditionen und Gewohnheiten, illuminiert und gleichzeitig aufgelöst werden, stößt in ihrer Indifferenz an eine Grenze die als ein produktives Scheitern, Erkenntnisse erzeugt und wiederum zu neuen Beschäftigungsfeldern führt.