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Verrücktheit
Das wird KünstlerInnen nachgesagt und hat auch mich auf verschiedenste Weise und mit den
unterschiedlichsten Bedeutungen geehrt oder kritisiert.
Verrücktheit bedeutet, nicht den gesellschaftlichen Normen zu entsprechen.
Und nein! das tut Kunst nicht. Kunst ist Wandel und Kunst ist Widerstand.
Es reflektiert ein Bild des Lebens, das gerade möglich ist und nimmt das Unmögliche mit.
Als Bildhauerin sich mit der Malerei zu beschäftigen war ein persönlicher, revolutionärer Akt.
Nicht weil die Malerei mehrmals für tot erklärt wurde, sondern weil sie als Untote die meist
proklamierte Version von Kunst war, mit der man erfolgreich werden würde.
Nicht das ich das nicht wollte- aber nicht um jeden Preis nicht um den Verlustes der
Multidimensionalität!
Die Leerstelle musste ausgefüllt werden.
Da kam Corona und nun gab es nur noch Augen zu sehen. Anstatt sich über das Verdeckte zu
ärgern, war es wie ein erzwungener Fokus. Gesichter sahen auf einmal anders aus.
Das Lächeln war durch die Lachfalten an den Augen, nun schnell als echt oder unecht erkennbar.
Die Beschäftigung mit der Wahrnehmung hat für mich nun mehrere Bedeutungen.
Wie gehen wir mit Sehgewohnheiten um. Was ist als Kunst erkennbar und welche Attribute sollten
da erfüllt sein?
Die Leerstelle ist ver-rückt. Im literarischen Sinne.
Die Idee, sich lange mit der Form des Auges- dem Muster von Wahrnehmung zu beschäftigen
ist zum Bildinhalt geworden. Und dann wurden die Bilder politisch. Auch sie wurden umrundet wie
man eine Skulptur umrunden kann. So wie wir alle immer in einem
bestimmten Context auch neue Facette zeigen können, haben auch die verschiedenen Bilder eine
besondere Beziehung zu ihren Rahmen. Diese ergeben sich auf experimentelle Weise aus dem
Entstehungsprozess und greifen manchmal zu ihren Nachbarinnen.
So entsteht auch ein Geflecht untereinander, ein Netz, dass alles miteinander verbindet,
mit Leerstellen, die man auch als Zugänge beschreiben kann und man entdecken kann.