The act of contemplation supposes the acceptance of the feeling of lostness. For one to wander in its own psyche, one must accept renouncing the most familiar paths to engage in the unknown.
Christopher’s art is a painting of the search. He shows us, not the abyss or the infinite that one contemplates, but the very feeling of contemplating those. Through dark, pathless forests too landless seas along a blind road, the wanderer seems still in their wake, like a ship slowly drifting into the night.
Whence one comes does not matter any more than where one goes: the act of going from the unknown to the unexpected is the only relevant notion. One is a watchman, looking forward with apprehensive patience.
In what seems to be an endless night, light is scarce and far away, but always bright. An uncertain purpose, the wanderer being left to decide if it is prompt lightning or the sun of a new dawn, those who choose the latter committing an act of faith.
Ghostly, lively colored figures sometimes amble around, like a hallucination, or a cryptic sign. Once the mind reflects over its meaning, the form acquires one. What makes the difference between reflecting over a sign which meaning is indecipherable, and over a meaningless sign? One’s sanity, the limits of which are blurred here.
His drive is about faith and dreams, longing for meaning.
It shows us the bizarre thrill that lives within the still waters of contemplation.
And it is from this struggle that art emerges, a nightmarish forest of signs hosting it. It is in the midst of it all, that appears the first brushstroke of a dream.
Philippe Deslous Paoli
Christopher Gerberding - Ein sprödes Band aus Papier
Christopher Gerberding Bilder befinden sich in sensiblen Schwebezuständen zwischen figürlicher Malerei und Abstraktion einerseits und zwischen Malerei und Objekt andererseits.
Die Referenzen Gerberding sind dabei scheinbar eindeutig auszumachen: Man erkennt verweise auf William Turner, dem späten Monet, dem späten Rembrandt, dem späten Goya.
Ja, vor allem die Spätwerke der alten Meister sind es, die Gerberding faszinieren. Diese mussten sich im Zuge des Alters von ihrer technischen Virtuosität trennen, zugunsten einer intensiven Expressivität, einer intuitiveren Form der Malerei, die teilweise den Impressionismus vorwegnahm.
Auch die Epoche der Romantik ist für das Verständnis von Gerberding künstlerischer Methode unverzichtbar. Die Romantik bezog sich auf nicht zu erreichende Sehnsuchtszustände, wie die Kindheit, Naturidyllen und unerfüllte Liebe. Vordergründig tauchen diese Themen auch in Gerberding Bildern als Bildmotive auf, doch ist dies nicht das Romantische an seiner Kunst.
Gerberding strebt eine Malerei an, die aus der Zeit gefallen zu scheint. Gerberding Sehnsucht bezieht sich auf die Malerei selbst, in jedem seiner Bilder versucht er diese Malerei wieder zu finden. Dies scheitert, und dieses Scheitern ist moderne, zeitgenössische Romantik.
Diese Romantik bildet auch den inhaltlichen Kern von Gerberding Malerei. Gänzlich Ironie frei begibt er sich in Gefühlszustände, in welchen er die Malereien anfertigt.
Diese Gefühlszustände dienen ihm als Quelle für seine Bilder. Die Rolle des Betrachters ist dabei nicht klar auszumachen. Soll man sich in den Bildern verlieren, sich auf die Gefühle einlassen, oder die Bilder als Objekt betrachten, als Relikt einer spirituellen Handlung, ähnlich wie Relikte von Fluxus-Aktionen?
In diesem Spannungsfeld - zwischen dem hinein-Fühlen und der distanzierten Betrachtung - entfalten die Bilder ihre größte Lebendigkeit.
Das wird dadurch unterstützt, dass Gerberding seine Malereien in Objektrahmen oder Vitrinen zeigt, und sie so gleichzeitig als Objekt und Bild gezeigt werden. Dies lässt an Reliquien verehrung denken, oder auch an die Präsentation von Künstlerbriefen in größeren Retrospektiven. Ähnlich wie in Briefen gibt es auch in Gerberding Bildern viel zu entschlüsseln, viel nachzufühlen und zu interpretieren. Sie erfordern eine genaue Betrachtung, die sowohl klärend als auch rätselhaft wirken kann. Ist im Wasser eine Gestalt zu erkennen? Befinden sich die dargestellten Personen im Todeskampf oder im Liebesspiel? Ist die Wirkung der Landschaft bedrohlich oder idyllisch?
Gerberding strebt nach Darstellung von Sehnsucht, nach unsicherer Gewissheit, danach etwas unbedingt zeigen wollen, das man nicht darstellen kann. Dieser Versuch ist einerseits absolut ernst gemeint, andererseits auch performativ zu verstehen. Als würden Rembrandt und Mike Kelley ein Künstlerduo bilden.
Jan Gerngross