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Kunst als Begleiterin von Transformationsprozessen der Gesellschaft

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“Die Welt ist ungerecht, sie ist schlecht, sie ist durchzogen von Systemen der Herrschaft, der Ausbeutung, der Macht und Gewalt, die es aufzuhalten, infrage zu stellen und zu überwinden gilt.“1

Welch furchtbare Realität muss am Anfang dieses Textes stehen, um hoffentlich vermitteln zu können, dass wir uns unserer heutigen Zeit und unserer Verantwortung gegenüber der Welt bewusst werden müssen. Die Welt, in der wir leben, ist schlecht und dies ist als der Ausgangspunkt zu betrachten von dem aus die Forderung nach Aktion und neuem Denken stammt.

Eine weitere wichtige These zum Verständnis des folgenden Textes, um die Problemstellung und Hoffnungen zu verstehen, ist eine Umkehrung des Zitates von Joseph Beuys: „Jeder Mensch ist ein Künstler“ in Jede_r Künstler_in ist ein Mensch! Denn nicht die Profession oder Funktion eines Menschen ist relevant sondern das Menschsein an sich.

Auch ‚wir’, die freien Künstler_innen, sind betroffen von gesellschaftlichen und politischen Entscheidungen und Bewegungen – der schlechten Welt. Natürlich können Künstler_innen sich entscheiden außerhalb ihrer Profession auch noch Aktivist_in zu sein, um ein Durchmengen scheinbar unterschiedlicher Diskurse zu vermeiden. Doch warum sollte das künstlerische Feld außerhalb der gesellschaftlichen und politischen Diskurse liegen, wenn, wie auch Geoffroy de Lagasnerie anführt, das künstlerische Schaffen als Teilbereich der kulturellen Praxis per se politisch ist und sich eigentlich nur noch die Frage stellt, ob einzelne Kulturakteure a) aktiv an der Veränderung der vorherrschenden Machtsysteme beteiligt sind, b) sich aktiv der Erhaltung der vorherrschenden Machtsysteme verschreiben oder c) sich passiv der Erhaltung der vorherrschenden Machtsysteme unterwerfen.

„Es gibt keine ontologische Verantwortung – sobald man sich jedoch entscheidet „kulturell“ tätig zu sein ändert sich dies. Ein solches Tun setzt den mehr oder weniger bewussten Entschluss voraus zu den Produzenten von Ideen zu gehören, Diskurse zu verbreiten, also zur Gestaltung des Laufes der Welt beitragen zu wollen. In diesem Moment haben wir uns folglich entschieden, uns zu engagieren. Wir sind in etwas engagiert. Und damit können wir die politische Dimension unseres Handelns nicht länger verdrängen und bestreiten.2

Geoffroy de Lagasnerie geht nicht von einer ontologischen Verantwortung aus, jedoch ist anzunehmen, dass jede menschliche Existenz, ob sie will oder nicht, in das vorherrschende System hineingeboren wird und ein Leben lang (ob sie will oder nicht) entweder zur Reproduktion und Erhaltung (Funktion) oder zur Veränderung und Abschaffung (Dysfunktion) der Ordnung beiträgt.


1&2 Geoffroy de Lagasnerie, Denken in einer schlechten Welt, S.13-14, Matthes&Seitz Berlin, 2018

DADA in der Architektur

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Wenn man über DADA in der Architektur schreiben möchte, so müssen zwei Dinge am Anfang benannt werden. Zum einen, dass in der heutigen Wahrnehmung des DADA Architektur nicht als Mittel des künstlerischen Ausdruckes thematisiert wird und zum Anderen, dass DADA nie an die Zeit, nicht an Menschen und nicht an Orte gebunden werden sollte. Es gibt einige Merkmale und Künstler_innen, die sich in das kollektive Gedächtnis über DADA eingebrannt haben – Collage, Onomatopoesie, Performance, Aktion – Tzara, Höch, Ball, Hennings ...
Die Ganzheitlichkeit der Welt als Konzept und Treibkraft, welches als eines der herausragendsten Merkmale des DADA zu sehen ist, wird manchmal vergessen.
Die politische und aktive Nähe zum Anarchismus wird durch eine falsche Wahrnehmung sowohl des einen als auch des anderen ignoriert.

Kunst ist Leben – Leben ist Kunst

Gerne möchte ich an Hand von zwei Gestalten der Kulturgeschichte betrachten wie sich über Architektur geäußert wurde und wie sich diese kreative Ausdrucksform in DADA einfügt.
Zum einen Raoul Hausmann – DADAist der ersten Stunde, geprägt durch das Nachkriegsdeutschland des Ersten Weltkriegs und auf der Flucht vor dem faschistischen Regime des nationalistischen Deutschlands und zum anderen Pancho Guedes, geboren Amâncio d'Alpoim Miranda Guedes, Architekt in der portugiesischen Kolonie Mosambik vor Ausbruch des Bürgerkriegs.

Eine vage geschichtliche und geographische Verortung der Charakter ist wichtig und von beiden Akteuren oft thematisiert – als Beeinflussung auf ihr Handeln und Sein.