Texte

Welcome it´s time for the show

A: Sicherlich, sie haben wohl noch nicht mit mir gerechnet, es ist als Nachteil zu erachten, doch wissen sie, die Wände hier im Haus sind dünn, und ich habe – so werde ich es ihnen gestehen – ihre trägen Schritte schon bemerkt, als Sie den Hauseingang betraten.


B: Ich will ihnen vorwerfen, dass sie mir nachstellen, doch es fällt mir schwer, meinen eigenen Worten zu vertrauen…


A: Verstehen sie doch, als er ihnen den Mund verbat, war ich so betroffen von der Welt, dass mir nichts lieber vorkam, als der Gedanke, ich wollte sie noch immer sehen.  


B: Sie waren es also, die vergaßen, diese Zeiten festzuhalten.. 


In den rauen Morgenstunden hatte sie gelauert. So verstehe ich, er hatte allen Grund, der blassen Wahrheit dieser Fäulnis zu misstrauen. Doch woher diese Missgunst, der Wille des Zeitens, Geschichte abzusprechen? 


A: Purpurrot erscheinen Sie mir, als wonnen Sie sich in ihrer –oh diese roten Wangen, kommen sie doch, so bin ich es schließlich–


B: Ja, die Herrin, dort herraußen schien mir die Sonne in einem anderen Licht.


A: Um Gottes Willen, nun sehen sie mich nicht so an. Wollen Sie mir etwa sagen, dass der Wahn dieser Geschichte in meinem Haus zu gewaltvoller Wahrheit findet? 


In keinem dieser Lichter ließen sie sich blenden. Nicht in dem Lichte des Flures, nicht in dem Lichte der Stube… Welch träge Phantasie, ich konnte sie nunmehr seinen Namen schreien hören, mal sanft, mal hörig, mal rau, mal grell.…


A: Ich bitte Sie, woran sind all ihre Tage gewesen? Es schien, als lagen sie im Schatten ihres Geistes.


B: So wahr mir Gott helfe.


In ihren folternden Blicken ein träges Schmunzeln, ich konnte mir nicht ausmalen, welch schockierende Gewalt sie ihm zu diesem Zeitpunkt noch vorenthält.


A: Jaja, diese Liebe, die ihm nun geweiht…


B: Wovon sie sprechen  – verstehen sie mich nicht falsch, ich wage es zu bezweifeln, diese wahren Worte, sie wollten mich einst noch immer sehen, so will ich es ihnen erbitten.


Viel mehr Zweifel das Tor zu öffnen – dachte sie sich und wich mit einem langsamen kontrollierten Schritt von seiner Seite, sodass sich ihm der Blick zum restlichen Teil der Wohnung auftat… viel mehr Zweifel das Tor zu öffnen…


Der Innenraum der Wohnung war plan. Zu drei Richtungen standen die Türen verschlossen, inmitten des Flures ein seltsam geformter Tisch mit holzgeschnitzten Krokodilen.


Gegen Abend pflegt sich dann ein unerträglicher, charakteristischer Gestank in der Wohnung zu verbreiten, man stolpert im Dunkeln über irgend etwas, man glaubt zu sehen, wie etwas Undefinierbares über die Treppe huscht, kurz, man soll erraten, daß infolge der Anwesenheit dieses Tisches gespenstische Krokodile im Hause spuken, oder daß die hölzernen Scheusale im Dunkeln Leben bekommen, oder etwas Ähnliches. ¹


A: Sicherlich habe ich sie schon vor einigen Tagen erwartet, indessen einige Bleistifte gespitzt. Es macht ihnen doch nichts aus, einen Entwurf da zu lassen?


B: Einen Entwurf? Gnädigste, ich halte ihn fest in meinen Armen.


Lautes Gelächter 

Abyss 

Abyss


Sie riss den Entwurf aus seinen Armen. Der Gestank war unerträglich. Weich, des Mannes Silhouette, die empört im Eingang stand. Die gleißend helle Haut und das zarte Spiel des Feuers hatten ihn hinters Licht geführt.


Als er von ihren Blicken abließ und sich in den Weiten des Flures umsah, stand der seltsam geformte Tisch nun leer. 



¹story Freud summarizes is "Inexplicable" by L. G. Moberly (1917)


Ausstellungstext für die Austellung „The feeling when you walk away" in der oqbo Galerie Berlin

THE FEELING WHEN YOU WALK AWAY

They know? Who are the beings who walk away? Did the question eat them all up? A pity you didn't ask the lawyer. Put yourself in their places, and then yourself walk away from them. Perhaps you do not have the strength to free yourself from the spasm that is said to have caused their birth. Even so, there would still be a very small, but possible way forward. It would be to decompose those who already knew the way, to represent their death realistically, and to sit in a group and stew in their demise until the answers took care of themselves, and simply disappeared. Then mystery would remain, guar that answers would always have to contain lies. In fact these lies are so powerful the beings must lay the veil over themselves and the answers, and this only in the night of reason. Embedded here, in padding as soft as feather, they stammer a few signs of the truth. You never knew it and probably never will, but though one will be the last, the group will nevertheless remain. In its omnipresent, absence it has fused into a singularity. Only if you join this entity will you ever be able to speak freely again without them. For, in this experiment, whether you appoint an attorney or not, they are you. Their pictures reveal the ground reality crossing between the night of reason and the intellect of the day. It will be somewhere out there you've gone.

Text Anna Erler, rendering Mark von Schlegell

Die Leiden fressen sie alle, können sie den Anwalt fragen oder haben sie die Kraft sich selbst frei zu sprechen von dem Krampf der dies Gebären hervorgerufen haben soll. Eine kleine Möglichkeit bestünde in der Zersetzung derer, die es schon vorher wussten, sich hinsetzten und in der Gruppe schmorten, bis ihnen die Antwort so geläufig war, bis sie wieder verschwand. Erscheint es ihnen denn nicht auch schleierhaft, dass in den Antworten immer die Lüge steckt, die Lüge so gewaltig, bis die Wesen in der Nacht der Vernunft den Schleier auf sie legen und eingebettet im federweich ein paar Zeichen der Wahrheit stammeln. Nun zeigen sie die Bilder, die ihnen die trübe Wirklichkeit offenbart, die doch vor ihren Äuglein verschwimmt. Wir wussten es noch nie und werden es wohl auch nicht wissen, doch ein einziger wird der letzte sein und die Gruppe bleibt bestehen, in ihrem Schmarren wird sie bestehen bleiben und in ihrem allgegenwärtigen Leid. Sie werden sich nicht frei sprechen können, weder noch in der Lage sein einen Anwalt zu sich zu berufen. Doch es sei euch gesagt, sie bleibe bestehen in der Nacht der Vernunft und mit dem Verstande des Tages.

Text Anna Erler