Frei nach dem Gästelisten-Prinzip „+1“ der Clubszene hat der Kunstraum mit diesem
Format erstmals einen jungen Künstler dazu eingeladen, eine weitere künstlerische
Position auszuwählen, um während einer zweiwöchigen Residenz an einer gemeinsamen
Ausstellung zu arbeiten. Ziel dieser Kurzresidenz ist, jungen Künstlerinnen und Künstlern
die Möglichkeit zu bieten, intensiv über ihre jeweilige künstlerische Praxis miteinander in
die Kommunikation und zugleich kollaborativ in den Produktionsprozess zu treten. Der
Kunstraum versteht sich als ein Ort für Forschung und Experiment und möchte vor dem
Hintergrund dieses Ausstellungsformats die dabei spezifisch und immanent generierte Form
des Wissensaustausches erproben und ausloten.
Den Auftakt dieses Ausstellungsformats bildet der junge Maler Marcus Schüler, der sein Malereistudium an der HBK Braunschweig bei Frances Scholz und Friedemann von Stockhausen 2014 absolvierte und in diesem Sommer sein Meisterschülerjahr bei Frances Scholz beendete.
Schüler bedient sich in seiner Malerei einfacher Materialen wie Wasserfarbe, Tusche, Stoff und Folie. Mittels dieser hat er eine bemerkenswert zurückhaltende, feine Bildsprache entwickelt, die in seinen neueren Arbeiten durch die Verwendung von Aquarellfarbe nochmals deutlicher hervortritt. Im Mittelpunkt von Schülers serieller Arbeitsweise steht die Malerei in ihrer Materialität und Prozesshaftigkeit. Hierbei bewegt er sich an den Grenzen von Druck und Malerei, wobei das Moment der Passivität und damit gleichzeitig die Balance von Kontrolle und Zufall eine wesentliche Rolle spielen. Gleichzeitig gelingt ihm damit ein subtiles Spiel mit der Meisterschaft des Trompe-l’œil, wenn sich Bildinhalt und Bildträger in ihrer Stofflichkeit treffen.
Marcus Schüler sprach seine Einladung dem jungen Maler Lars von Zitzewitz aus, der in diesem Sommer sein Studium an der HBK Braunschweig ebenfalls in der Klasse von Frances Scholz beendet hat. Zitzewitz versteht Malerei als eine mögliche Form der Kommunikation und Analyse, die stets kontextbezogen und seriell entsteht. In seinen neusten Arbeiten stellt er sich einem bewussten Entzug konkreter Motivik und einer Eingrenzung seiner künstlerischen Mittel, um diese auf ihre Potenziale jenseits einer konkreten Bildidee hin zu prüfen. Mit dieser Serie hat sich Zitzewitz mittels Airbrush, Grundierweiß, Acrylfarbe, Farbrolle und Klebeband dem Malprozess als solchem zugewandt, aus dem sich letztlich Flächen, Formen und Räumlichkeit innerhalb der dabei entstandenen Bilder ableiten. Beiden, Marcus Schüler und Lars von Zitzewitz, geht es in ihren aktuellen Arbeiten nicht um eine Narration innerhalb des Bildes. Beide setzten sich mit dem Material und den Möglichkeiten ihrer künstlerischen Mittel auseinander. Als Grundlage für diese Auseinandersetzung dient ihnen hierbei vor allem das Gespräch darüber, es bildet gewissermaßen den Motor für ihre Malerei selbst. Deshalb soll auch für die Ausstellung in Tosterglope das Gespräch, der Dialog im Mittelpunkt stehen. Dieser Dialog soll sich aber nicht bloß zwischen den gezeigten Arbeiten vollziehen, sondern sich ebenso in einer veränderten Raumarchitektur wiederspiegeln, die Raum und Gelegenheit für Gespräche und Auseinandersetzung mit der Malerei bieten soll.
Eröffnung // Samstag, 21. November 2015 // 17 Uhr